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Forschung  · 3 min read

Merkmale von Kapuzineräffchen – Eine Studie zu Persönlichkeitsunterschieden

Kontextbezogene Verhaltensmessungen von Persönlichkeitsunterschieden bei erwachsenen Kapuzineräffchen, Forschungsnetzwerk "Primate Personality Net".

Kontextbezogene Verhaltensmessungen von Persönlichkeitsunterschieden bei erwachsenen Kapuzineräffchen, Forschungsnetzwerk "Primate Personality Net".

Merkmale von Kapuzineräffchen – Eine Studie zu Persönlichkeitsunterschieden

Dr. Jana Uher, Leiterin des Forschungsnetzwerks “Primate Personality Net” an der Freien Universität Berlin, untersucht dies in einer aktuellen Studie.

Ziel des Forschungsnetzwerks ist die wissenschaftliche Analyse individueller Verhaltensmuster bei Primaten und deren Einflüsse auf soziale Beziehungen. Individuelle Verhaltensmuster – also Persönlichkeitsunterschiede – finden sich bei einer Vielzahl von Arten, darunter Affen und Menschenaffen. Aus evolutionärer Sicht wird angenommen, dass sie den Konkurrenzdruck zwischen Artgenossen verringern und ein variables Reservoir für die erfolgreiche Anpassung der Art an zukünftige ökologische Veränderungen darstellen.

Persönlichkeit bei Kapuzineräffchen im Kontext - Ein verhaltensorientierter Ansatz

Die meisten Forschungsarbeiten orientieren sich stark an der Humanpsychologie und verwenden häufig Eigenschaftsbezeichnungen oder Beurteilungen von Beobachtern. Eine Studie von Jana Uher, Elsa Addessi und Elisabetta Visalberghi (2013) stellt jedoch einen neuen Rahmen für die Untersuchung individueller Unterschiede bei Kapuzineräffchen (Cebus apella) vor, der direkt auf dem Verhalten basiert.

Unter Verwendung des sogenannten „Behavioural Repertoire × Environmental Situations Approach” (Verhaltensrepertoire × Umweltsituationen-Ansatz) generierten die Forschenden systematisch 20 emische (artspezifische, nicht-lexikalische) Persönlichkeitskonstrukte. Diese wurden nicht aus menschlichen Kategorien adaptiert, sondern sind das Ergebnis der genauen Beobachtung des Verhaltens von Kapuzineräffchen in verschiedenen Kontexten.

Die Studie umfasste 26 erwachsene Affen, die in naturalistischen sozialen Gruppen im Primatenzentrum in Rom untergebracht waren. In 15 kontrollierten Testsituationen und 2 Gruppenlebenskontexten sammelte das Team 146 Verhaltensmessungen, unterstützt durch Video- und computergestützte Aufzeichnungen. Jede Messung wurde wiederholt, wobei nach 2–3 Wochen eine zweite vollständige Runde durchgeführt wurde, um die Test-Retest-Zuverlässigkeit zu bewerten.

Die Ergebnisse zeigen, dass viele Verhaltensvariablen über die Zeit hinweg stabil waren (durchschnittliche signifikante Test-Retest-Korrelation = 0,74). Die interne Konsistenz über verschiedene Kontexte hinweg war jedoch nur mäßig. Dies spiegelt die seit langem geführten Debatten in der Persönlichkeitspsychologie über die situationsübergreifende Konsistenz wider. Dies deutet darauf hin, dass Persönlichkeitskonstrukte, die aus direkten Verhaltensmessungen abgeleitet werden, möglicherweise anders funktionieren als solche, die durch lexikalische oder urteilsbasierte Ansätze abgeleitet werden.

Die Studie ergab zudem, dass die Persönlichkeit von Kapuzineräffchen kaum durch Geschlecht oder Alter beeinflusst wird. Vielmehr hatten frühe Lebenserfahrungen, beispielsweise ob ein Individuum von seiner Mutter oder von Menschen aufgezogen wurde, einen nachhaltigen Einfluss auf die spätere Persönlichkeitsentfaltung.

Diese Arbeit stellt den ersten umfassenden Versuch dar, einen kontextualisierten Verhaltensrahmen auf die Persönlichkeitsforschung bei Kapuzineräffchen anzuwenden. Über ihre methodischen Innovationen hinaus leistet sie einen Beitrag zu einer breiteren Bewegung in der Psychologie und Ethologie. Diese Bewegung fordert, die Persönlichkeitsforschung auf beobachtbares Verhalten und den ökologischen Kontext zu stützen, anstatt Konstrukte aus menschlichen Modellen unverändert zu übernehmen.

Die englischsprachige Publikation ist die erste umfassende Studie zu Persönlichkeitsunterschieden bei Kapuzineräffchen und wurde in der neuesten Ausgabe des “Journal of Research in Personality” (August 2013) bei Elsevier veröffentlicht. Diese Studie basiert neben verschiedenen anderen Projekten auf der video-/audiobasierten Datenerfassung und -analyse, die mit der Mangold INTERACT Software durchgeführt wurde.

Anwendermeinung: “Die INTERACT Software-Kodierung von Mangold erwies sich als äußerst nützlich und effizient für detaillierte Videoanalyse von individuellen Unterschieden bei Primaten.” , Dr. Jana Uher

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