Einfluss von Autismus auf das Teilen von Geräuschen bei Eltern-Kind-Interaktionen
Diese Studie von Lauren B. Adamson, Roger Bakeman, Katharine Suma und Diana L. Robins von der Georgia State University gibt einen Einblick, wie Kleinkinder auf Sprache, Musik und Umgebungsgeräusche reagieren und diese miteinander teilen.
Diese Studie über auditives gemeinsames Erleben wurde auf der SRCD vorgestellt.
Die Forscher verwendeten Mangold INTERACT zur Codierung der Videos.
Hintergrund
- Die Bindung – das aktive Teilen von Objekten und Ereignissen mit einem Partner – bietet Erfahrungen, welche für den Erwerb von Sprache und sozialem Verhalten essentiell sind.
- Die Forschung hat sich fast ausschließlich auf das Teilen von greifbaren Objekten konzentriert.
- Das Teilen von Lauten, vor allem von Sprache, ist für die Sprachentwicklung von zentraler Bedeutung.
- Die auditive Bindung – das aktive Teilen von Geräuschen mit einem Partner – wurde systematisch untersucht.
- Unsere Zielen waren zu:
- charakterisieren wie Kleinkinder auf verschiedene Geräusche reagieren und wie sie diese mit ihren Eltern teilen.
- erkennen wie die Autismus-Spektrum-Störung (ASS) Reaktionen auf Geräusche und auditive Bindung beeinflusst. - Unsere Hypothesen waren:
- Kleinkinder sind normalerweise sehr wachsam und nehmen ein breites Spektrum von Geräuschen wahr.
- Kleinkinder mit ASS neigen seltener dazu, Geräusche zu erforschen und zu teilen, vor allem Sprache, im Gegensatz zu Kleinkindern mit DD oder TD.
Methode
- Teilnehmer: 24 Monate alte Kleinkinder wurden mit ihren Eltern (n=128) beobachtet – 39 erhielten anschließend die Diagnose Autismus-Spektrum-Störung (ASS bzw. ASD) und 42 nicht-ASS typische Entwicklungsverzögerungen (DD); 47 normal entwickelt (TD).
- Communication Play Protocol-Auditory (CPP-A): produzierte Videoproben der Interaktion in 4 Szenen mit 4 unterschiedlichen Geräuschen:
Mu – Musik (Gitarre oder Klavier)
An – Tier (Vogel oder Katze)
Me – Mechanisch (Zug oder Motorrad)
Sp – Sprache (Unterhaltung mit dem Namen des Kindes) - Phasen: Dyaden interagieren in jeder Szene miteinander, wenn ein Geräusch zweimal abgespielt wird:
- Phase 1 – nur-das-Kind (45 Sekunden): Elternteil ignoriert das Geräusch
- Phase 2 – Eltern-Kind (60 Sekunden): Elternteil versucht, das Geräusch zu teilen. - Codierung des Kindes: Videoaufnahmen (siehe Abbildung 1) wurden zuverlässig codiert:
- Wird darauf aufmerksam, verortet es und bemüht sich, das Geräusch zu teilen (Phase 1) und gemeinsam auf das Geräusch zu achten (Phase 2), codiert mit ja|nein.
- Übererregbarkeit und positives Interesse gegenüber Geräuschen welche in 1-4 kategorisiert wurden.
Ergebnisse
- Die meisten Kleinkinder von allen drei Gruppen sind auf die Geräusche in Phase 1 aufmerksam geworden; nur sehr wenige reagierten auf diese überempfindlich.
- Kleinkinder mit ASS zeigten insgesamt ein geringeres positives Interesse an Geräuschen (Ms = 1.8 < 2.1 < 2.3, für ASS, DD, und TD, bezüglich Tukey-Test-Post-hoc-Test p < .05).
- Kleinkinder mit ASS neigten im Gegensatz zu TD-Kleinkindern seltener dazu, gegenüber Sprache achtsam zu sein, alle Geräusche ausgenommen von Tiergeräuschen zu verorten und sich zu bemühen jegliches Geräusch in der nur-das-Kind-Phase zu teilen sowie auf jegliches Geräusch in der Eltern-Kind-Phase (siehe Abbildung 2) gemeinsam zu achten.
- Kleinkinder mit ASS neigten im Gegensatz zu DD-Kleinkindern seltener dazu, auf Sprache zu achten, sich zu verorten und sich zu bemühen, am Gespräch teilzunehmen sowie mechanische Geräusche zu verorten und auf diese gemeinsam zu achten (siehe Abbildung 2).
Diskussion
- Diese Studie bietet eine neuartige Sicht darauf, wie Kleinkinder auf Sprache, Musik und Umweltgeräusche reagieren und teilen.
- Wir bestätigen, dass Kleinkinder normalerweise gegenüber einem breiten Spektrum von Geräuschen aufmerksam werden und sich häufig und eifrig darum bemühen, diese mit ihren Eltern zu teilen und sich auf Interaktionen mit ihnen zu konzentrieren.
- ASS und zu einem geringeren Grad DD, beeinflussen die Reaktionen von Kleinkindern bezüglich Geräuschen und wie sie diese teilen. Interessanterweise werden Kleinkinder mit ASS häufiger auf Musik und Umweltgeräuschen aufmerksam, obwohl sie dazu neigen, diese seltener zu erforschen und zu teilen.
- Wie erwartet, beeinträchtigt ASS die Reaktionen auf Sprache sowie die Achtsamkeit.
Auditive Bindungsschwierigkeiten, besonders hinsichtlich Sprache, können die frühe Sprachentwicklung behindern. - Frühe Interventionen, welche sich darum bemühen, eine Bindung zu fördern, könnten von einem verstärkten Drang zum Teilen von Geräuschen mit oder ohne begleitenden Blick profitieren.
Danksagung: Diese Studie wurde von den National Institutes of Health, NICHD finanziert (R01 HD035612 and R01 HD039961).
Original-Poster: Klicken Sie hier >>> (in englischer Sprache)