Antworten auf häufig gestellte Fragen über das Mangold Vision System
1. Eignet sich das Mangold Vision Eye Tracking System für Studien mit Kindern?
Ja, bereits mit sehr kleinen Kindern können Studien durchgeführt werden, da bei solchen Studien die erreichbare Genauigkeit typischerweise zum Studiendesign passt. Zum Beispiel kommt es bei „Preferential Looking“ Studien darauf an, „wo“ das Kind hinblickt und nicht, „welche Zeile es auf einer Website liest“. Kleine Kinder können zum Test auch in einen Babysitz gesetzt werden, um die Aufmerksamkeit zu lenken und einen fest definierten Versuchsaufbau sicher zu stellen. Bei größeren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ist eine entsprechende Bewegungsfreiheit gegeben.
Eye Tracking Studien mit Kindern wurden in der Vergangenheit unter Verwendung des Mangold Vision Systems schon durchgeführt und erzielten gute, sowie aussagekräftige Ergebnisse.
Beispiele dafür sind die Arbeiten von Bolden, D., Barmby, P., Raine, S., Gardner, M. (2015): „How young children view mathematical representations: a study using eye-tracking technology“, von Rader, N., Zukow-Goldring, P., Miller, S. (2013): „Dynamic synchronous gestures assist word learning in low functioning ASD Children“ und Elician Celine Wartman, Nancy Riccardi, Nancy Rader: „Gaze Patterns to a Speaker's Face in Typically Developing and ASD Children“. Downloads und Links zu diesen Arbeiten finden Sie auf unserer Webseite unter https://www.mangold-international.com/de/ueber-uns/referenzen/publikationen.
2. Was bedeuten die sogenannten „Head Box“ Angaben bei einem Eye Tracker?
Die „Head Box“ bezeichnet den räumlichen Bereich, in dem der Eye Tracker die Augen des Probanden gut erfassen kann (beide Augen im Bild / scharf / für Bildverarbeitung geeignet). Diese Angaben sind somit als Bewegungsfreiheit des Kopfes (rechts/links, rauf/runter, vor/zurück) zu verstehen. Da die Kamera nicht auf exakt diese Bereiche beschränkt ist, kann die Bewegungsfreiheit in der Praxis variieren.
3. Liefert eine größere „Head Box“ / eine größere Bewegungsfreiheit genauere Daten?
Nein. Die sogenannte Head Box gibt lediglich den räumlichen Bereich an, in dem die Kamera das Bild gut erfassen kann. Die Genauigkeit der Daten hängt von anderen Faktoren ab (u.a. von der Bewegung des Probanden bei der Kalibrierung und während des Tests).
4. Was beeinflusst die Genauigkeit von Eye Tracking Tests?
Kalibrierung und Verhalten:
Grundsätzlich wird bei jedem Eye Tracker durch die Kalibrierung ein mathematisches Modell berechnet, das die Position der Augen des Probanden in Relation zum Bildschirm berechnet. Auf diesem Modell werden später alle Augenpositionen in Punkte auf dem Bildschirm umgerechnet. Je weniger man während einer Eye Tracking Sitzung von diesem Modell abweicht (also je weniger der Proband sein Verhalten/seine Position verändert), desto genauer sind natürlich die Daten. Die Genauigkeit hat also nichts mit der „Bewegungsfreiheit“ zu tun, sondern vielmehr damit, wie sich der Proband während und nach der Kalibrierung verhält.
Deshalb empfehlen wir den Testpersonen, sich die ganze Zeit „natürlich“ zu verhalten (nicht auf den Bildschirm starren und nicht verkrampft die Augen zu bewegen, ohne den Kopf mit zu bewegen) – denn der Proband wird eine anfänglich unnatürliche Haltung schnell aufgeben und in sein gewohntes Verhalten zurückfallen, wodurch die Eye Tracking Messung ungenau wäre. Deshalb: Die Testperson soll sich zumindest beim Mangold Vision Eye Tracking System einfach ganz natürlich verhalten.
Periphere Wahrnehmung und Müdigkeit:
Periphere Wahrnehmung und Müdigkeit können Eye Tracking Ergebnisse stark beeinflussen. Ist der Proband müde und starrt während des Tests vor sich hin, kann es durch periphere Wahrnehmung Inhalte auf dem Bildschirm zwar sehen - aber da sich die Augen aber nicht richtig bewegen, kann der Eye Tracker natürlich auch nicht richtig messen. Deshalb: Fordern Sie den Anwender vor dem Mangold Vision Eye Tracker auf, sich natürlich zu verhalten und „aktiv oder bewusst“ auf die Inhalte zu schauen. So bekommen Sie die besten Ergebnisse.
Geschwindigkeit der Bildverarbeitung:
Ganz wichtig ist die Geschwindigkeit der Bildverarbeitung des Eye Trackers. Hier hat das Mangold Vision System klar die Nase vorn, denn die Bildverarbeitung findet über den eingebauten Computer direkt auf dem Gerät statt und nicht auf dem PC. Damit erhalten wirklich alle Bilddaten einen Echtzeit-Zeitstempel und werden sofort verarbeitet (und nicht erst, wenn das Bild über USB auf den PC übertragen wurde). Durch diese on-board Bildverarbeitung können natürlich auch Kopfbewegungen schnell kompensiert werden. Die Head Box des VT3 mini Eyetrackers ist sehr weit ausgelegt (BxHxT): 31.5 x 22.5 x 35 cm, so dass der Aktionsradius sehr groß sein muss, um aus dem Sichtbereich der Kamera zu kommen.
5. Wie groß muss der Abstand zum Bildschirm sein?
Der Abstand zum Bildschirm ist bei 60 cm ideal (da das mathematische Modell darauf optimiert ist), was bei der Headbox des VT3 mini Eye Trackers ca. 45-80 cm ergibt.
Für größere Entfernungen gibt es passende Eye Tracker von Mangold, (sogenannte Long Distance Eye Tracker), die auch Test vor einem sehr großen Bildschirm in einigen Metern Entfernung ermöglichen.
6. Wie erfolgt die Kalibrierung beim Mangold Vision Eye Tracker?
Es erfolgt eine 5, 9 oder 16 Punkt-Kalibrierung am Anfang jedes Tests, wobei auch schon davor z.B. erklärende Texte oder Bilder gezeigt werden können. Unserer Erfahrung nach ist eine 5 Punkt-Kalibrierung ausreichend, da ja, wie oben beschrieben viele andere Faktoren eine Rolle spielen.
7. Ist der Mangold Vision VT3 mini Eye Tracker transportabel?
Ja, der VT3 mini Eye Tracker ist optimal transportabel (Größe: 25.4 x 2.6 x 3.2 cm), leicht und mit einem Metallgehäuse robust gestaltet. Daher ist er für Feldversuche optimal geeignet.
8. Können Brillenträger oder Kontaktlinsenträger an Eye Tracking Studien teilnehmen?
Ja. Brillen oder Kontaktlinsen stellen kein Problem dar, sofern die Lichtverhältnisse keine Reflexionen erzeugen, die die Pupille „unsichtbar“ machen. Oder Brillen mit sehr kleine Rahmen verwendet werden, die die Pupille bei geringen Bewegungen bereits überdecken. Blinzeln und Weg-/Hinschauen ist kein Problem, da der Gaze Tracker die Augen schnell wiederfindet.
9. Auf welchen Systemen kann das Mangold Vision System eingesetzt werden?
Unter Windows und unter Mac mit „Parallels desktop".
10. Kann der Eye Tracker mit verschiedenen Bildschirmen (Laptop, Computerbildschirm) verwendet werden?
Ja! Ein immenser Vorteil des VT3 mini Eye Tracker ist, dass er mit den verschiedensten Desktop Monitoren und Laptops bis zu einer Größe von circa 22“ (56 cm) verwendbar ist und somit völlig individuell eingesetzt werden kann.
11. Wie erfolgt die Datenübertragung zwischen dem Eye Tracker und dem Computer?
Völlig unkritisch, da nur eine winzige Datenmenge (die bereits auf dem on-board-Computer des Trackers vollständig berechneten Koordinaten) übertragen werden müssen. Der VT3 mini Eye Tracker kann sowohl mit USB 2.0 als auch mit 3.0 angeschlossen werden und benötigt keine zusätzliche Stromversorgung.
12. Wie Anwenderfreundlichkeit ist das Mangold Eye Tracking System
Auf-, Abbau, Transport: Zubehör, Empfindlichkeit, Größe/Gewicht…
Der Mangold VT3 mini Eye Tracker ist klein (Größe: 25.4 x 2.6 x 3.2 cm), leicht (0,21 kg) und mit einem robusten Aluminium-Gehäuse geschützt. Er wird mit einem mitgelieferten Ständer direkt unter den Monitor oder auf die Tastatur des Laptops gestellt oder mit einer ebenfalls im Zubehör enthaltenen Magnetleiste einfach unter den Bildschirm „geklippt“ und mit einem einzigen USB Kabel an den PC/Laptop angeschlossen.
Datenerfassung:
Die Kalibrierung und die gesamte Datenaufzeichnung erfolgen vollautomatisch. Wenn der Tracker die Augen verliert (wenn sich der Proband beispielsweise komplett anders hinsetzt), kann eine entsprechende Warnmeldung angezeigt werden. Darüber hinaus sieht der Versuchsleiter immer, ob der Tracker die Augen erfasst.
13. Was hat den größten Einfluss auf die Eye Tracking Daten?
Am meisten Einfluss hat das Design der Studie! „Kann man damit die gewünschten Fragen beantworten und sind die Aufgaben für die Probanden angemessen?“
Der Testleiter hat ebenfalls einen großen Einfluss auf den Erfolg der Eye Tracking Studie. Er ist dafür verantwortlich, dass der Proband sich „natürlich“ und trotzdem möglichst „konzentriert“ verhält.
Alles Übrige sind technische Rahmenbedingungen, die es einzuhalten gilt, so dass der Tracker die Augen stabil erfassen kann und sich die Position des Probanden zum Kalibrierzustand möglichst nicht ändert, wobei ja bereits beim Kalibrieren auf eine natürliche Bewegung geachtet werden soll und sich die Daten nachkalibrieren lassen.
15. Welche Stimuli können mit Mangold Vision präsentiert werden?
Es können eine Vielzahl von Stimuli über den Computer präsentiert werden: Bilder, Filme, EPrime Versuche, Superlab Versuche und alle am Bildschirm ausführbare Aktivitäten, wie Surfen im Web, Bedienen von Anwendungen (Spiele, Chats, Foren, Social Media, Collaborative Working Anwendungen etc.)
16. Kann parallel ein Video aufgezeichnet werden (mit Ton und Bild)?
Ja, das Benutzerverhalten kann mittels Kamera und Ton aufgezeichnet werden. Dieser Film läuft bei der Auswertung synchron zu den aufgezeichneten Blickdaten ab.
17. Welche Auswertungsmöglichkeiten gibt es in Mangold Vision?
Der Blickverlauf kann auf unterschiedliche Weise dargestellt werden (Heat Maps, Gaze Plots, Bee-Swarms und Focus Map). In Kombination mit zusätzlichen soziodemographischen Daten oder Fragebogendaten ist die Auswertung komplexer Fragestellungen sehr einfach (z.B. „zeige die AOI Auswertung aller weiblichen Anwender im Alter von bis, die gesagt haben …“).
Ergebnisse und auch die Rohdaten lassen sich selbstverständlich auch in andere Programme exportieren.
18. Kann man EEG Daten oder andere physiologische Daten mit den Eye Tracking Daten verknüpfen?
Ja, sehen Sie dazu dieses Video https://www.youtube.com/watch?v=sEbQdwk4iKY und das Produkt Mangold DataView